Der Dachdecker, der ein Soldat war und die Sache mit der Maus
Wie in jedem Jahr hat sich die hkk-Gemeinschaft auch 2018 etwas einfallen lassen, um den kulturell hochinteressierten Mitgliedern des Vereins Highlights zu bieten. Konnten die Mitglieder im ersten Halbjahr 2018 noch die Kunsthalle besuchen, hatte Vorstandsmitglied Bernd Etmer im Spätherbst zur Besichtigung des Bremer Doms nebst Bleikeller eingeladen. Am 7. November fanden sich gut 50 Mitglieder ein, die in zwei Gruppen die sachkundige Führung durch das Gebäude und dessen Geschichte erleben konnten.
In 90 Minuten gab es St. Petri-Dom zu Bremen kompakt. Wissenwertes von den Kirchenfenstern, über den Hochaltar, das Dom-Museum, von den verschiedenen Orgeln (immerhin steht in Bremen eine der seltenen Silbermann-Orgeln aus Sachsen) und den beiden Krypten. Und dann ist da ja noch die Sache mit der Maus. Am Fuß des Portals der rechten Tür zur Sakristei ist sie zehn Zentimeter groß in Stein gemeißelt. Entstanden im 13. Jahrhundert, diente sie sehr wahrscheinlich als Hexensymbol. Darüber wurde sogar ein Buch geschrieben.
Leider klappte es an diesem Tag nicht mehr mit dem Bleikeller, was aber am 26. November nachgeholt werden konnte. Unter der fachlichen und humorvollen Leitung der Leiterin des Dommuseums, Frau Dr. Henrike Weyh, konnten die Exponate bewundert werden. Neben einem Steinsarkophag und anderen in Stein gehaltenen Memorabilien aus der Bremer Domgeschichte, gab es diverse mumifizierte Leichname zu sehen, die, nur durch eine Glasplatte vor Zugriffen geschützt, den staunenden Blicken standhielten. Wie Frau Dr. Weyh betonte, fehlen den Verblichenen das eine oder andere Körperteil, das Trophäensammler mal eben kurz abgebrochen und vereinnahmt hatten. Ungläubiges Kopfschütteln bei den Besuchern. Zur Sprache kam auch der sich seit dem 19. Jahrhundert haltende Irrglaube, dass eine der mumifizierten Leichen ein Dachdecker sei, der vom Dom-Gerüst stürzte und im Bleikeller beigesetzt wurde. Neudeutsch würde man Fake-News dazu sagen. Es handelt sich wohl um einen Soldaten aus dem Dreißigjährigen Krieg, dem eine Kugel den Garaus machte und seinen letzten Schrei auf die nun trockenen Lippen einbrannte.
Und Bleikeller ist ebenso irrtümlich, wie nicht ursächlich für die Mumifizierung der Toten. Vielmehr der sandige Untergrund auf der Dom-Düne ist Auslöser für das bestaunte Phänomen. Denn dieser entzog den toten Körpern die Flüssigkeit und unterband damit die Verwesung. Gut, dass es die Wissenschaft gibt, so wissen wir immer Bescheid. Die Vereinsmitglieder lobten beide Führungen und sind nun gespannt, was sich die hkkg als nächstes Highlight ausdenkt.
(Text und Fotos: Bernd Haar)