In guter hanseatischer Tradition
Nimz, Torsten
Torsten Nimz ist ein unkomplizierter und zugleich bodenständiger Typ: Aufgeschlossen für Neues ist er immer bereit, Dinge auszuprobieren und schnell und flexibel auf Entwicklungen zu reagieren. Doch bei allem verliert er nie aus dem Auge, dass in dieser Welt nicht alles, was wünschenswert wäre, auch tatsächlich realisierbar ist. Wer länger als nur ein paar Minuten mit ihm spricht, kann sich deshalb fest darauf verlassen, dass irgendwann ein bestimmter Satz von ihm kommt – eine trockene Feststellung, die die Diskussion nicht etwa beendet, aber garantiert auf den Boden der Tatsachen zurückführt: „Am Ende muss das jemand bezahlen.“
Es ist nicht falsche Sparsamkeit, die da aus dem ehrenamtlichen Verwaltungsrat der Handelskrankenkasse (hkk) spricht. Als gewählter Versichertenvertreter im Sozialparlament seiner Kasse setzt sich Nimz selbstredend für die denkbar beste Versorgung der hkk-Versicherten ein. „Gesundheit ist schließlich unser höchstes Gut“, betont er. Doch er ist Bremer, wie schon sein Zungenschlag verrät, und der hanseatischen Kaufmannstradition fühlt er sich nicht nur in seinem Beruf als Anlageberater bei der örtlichen Sparkasse verbunden. Auch bei der Ausübung seines Ehrenamtes hat diese Haltung einen besonderen Stellenwert: Er achtet sehr genau darauf, dass die Beitragsgelder der Versicherten so effektiv wie möglich eingesetzt werden.
Seine Aufgabe als Vorsitzender des Finanzausschusses im Verwaltungsrat sieht er dabei nicht etwa darin, die Arbeit des einzelnen Mitarbeitenden im Detail zu kontrollieren. „Dafür gibt es durch uns eingesetzte Wirtschaftsprüfer. Im Rahmen des Ehrenamtes wäre das auch gar nicht möglich“, sagt er. „Unsere Aufgabe als Soziale Selbstverwaltung sehe ich darin, die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer zu interpretieren und Rückschlüsse für zukünftige Entwicklungen zu ziehen. Dies insbesondere auch um zum Beispiel spezifische Gefahren zu erkennen, frühzeitig Risiken zu minimieren oder sinnvoll zu investieren. Was mir hierbei sehr hilft, ist mein beruflicher Background.“
Eine so große Institution wie die hkk mit fast 900.000 Versicherten und einem Haushaltsvolumen von rund 2,5 Milliarden Euro im Jahr – „da wird viel Geld bewegt, mit dem man klug wirtschaften muss“, erklärt Nimz. Dass seine Kasse nicht zuletzt durch vergleichsweise günstige Verwaltungskosten den Satz für die Zusatzbeiträge niedrig zu halten vermag: Darauf ist er sichtlich stolz.
Ein Bereich, der vielleicht nicht kurz-, aber mittel- und langfristig helfen werde, die Ausgaben der Kasse stabil zu halten, sei die Digitalisierung der Verwaltung. Ein Beispiel, bitte? „Die hkk gewinnt bundesweit Mitglieder hinzu, aber das bedeutet nicht, dass wir jetzt flächendeckend überall neue Geschäftsstellen eröffnen müssen“, erläutert Nimz. „Unsere Versicherten stimmen sozusagen mit den Füßen ab: Immer mehr von ihnen nutzen lieber Online-Dienste oder das Telefon, um ihr Anliegen zu klären. Statt ihre Krankschreibung in einen Briefumschlag zu stecken und eine Marke draufzukleben, verwenden sie unsere App. Das spart Geld und Zeit, davon haben alle etwas.“
Und wie verhält es sich bei Apps mit Angeboten zur gesundheitlichen Prävention oder zur Unterstützung einer bestimmten Therapie? „Nicht immer lässt sich der Nutzen auf „Heller und Pfennig“ berechnen“, sagt Nimz. „Der Markt ist inzwischen unübersichtlich. Deshalb bewerten wir die Angebote nach verschiedenen Kriterien wie dem medizinischen Nutzen, dem Datenschutz oder auch der Anwenderfreundlichkeit und natürlich dem Mehrwert für die Versicherten. Das hilft uns bei der Auswahl zu entscheiden, welches der Angebote in den Leistungskatalog übernommen wird und welches vielleicht auch nicht. Sie wissen ja: Am Ende muss das alles jemand bezahlen.“
Eine wichtige Aufgabe für die Selbstverwaltung in der Krankenkasse sieht der Mittfünfziger darin, den Generationenwechsel in den eigenen Reihen zu bewerkstelligen. „Wir werden alle nicht jünger, und wir müssen den kontinuierlichen Wissenstransfer organisieren“, sagt er. Nimz selbst wurde einst von einem Kollegen in der Sparkassen-Betriebssportgruppe Handball für die Mitarbeit in der Selbstverwaltung geworben. Das war kurz nach der Jahrtausendwende. Nun gehört er selbst bereits zu denen, die sich um Nachwuchs kümmern. Leicht sei das nicht, „aber die Leute, die den Weg zu uns finden, sind hochengagiert und hochmotiviert“, sagt er. „Es sind junge Leute, die Lust darauf haben, sich nicht nur ausschließlich virtuell auszutauschen, sondern bei uns ehrenamtlich mit und für andere Menschen zu arbeiten. Zu tun gibt es genug.“